Internationale Tagung 2025 der Schweizerischen Gesellschaft der Offiziere der Sanitätstruppen
Am 20. September 2025 fand die Internationale Tagung 2025 der Schweizerischen Gesellschaft der Offiziere der Sanitätstruppen (SGOS) am Schweizerischen Paraplegiker-Zentrum in Nottwil am Sempacher See statt. Referenten aus der Schweiz und aus dem deutschsprachigen Ausland sowie eine Podiums-Falldiskussion machten die Veranstaltung zum Erfolg.
Pflege der Kameradschaft
Bereits am Tag vor der Internationalen Tagung versammelte sich der Vorstand der SGOS gemeinsam mit den Referenten sowie den Vertretern der deutschen und österreichischen Partnergesellschaften zu einem gemeinsamen Abendessen. In freundlicher Atmosphäre fand ein grenzübergreifender Austausch statt, bei dem die Kameradschaft gefördert wurde. Selbstverständlich wurde die aktuelle sicherheitspolitische Lage auf dem europäischen Kontinent intensiv diskutiert und stand im Fokus der vielen Gespräche. Den Anwesenden war bewusst, dass in Zeiten erhöhter Unsicherheit und Instabilität der Austausch und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit besonders relevant sind (Abbildung 1).
Abb. 1: Oberstleutnant Marcel Bundi, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft der Offiziere der Sanitätstruppen, bei seiner Ansprache am Festabend
Tagung am Paraplegikerzentrum
Pünktlich um 10.00 Uhr meldete der Präsident der SGOS, Oberstleutnant Marcel Bundi, dem Oberfeldarzt der Schweizer Armee, Divisionär Andreas Stettbacher, die Internationale Tagung 2025. Nebst zahlreichen Mitgliedern der SGOS, den Aspiranten der laufenden Mil Az OS (zukünftige Miliz-Armeeärzte im Offiziersrang der Schweizer Armee) aus Moudon konnte er auch den Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft, Oberstarzt Prof. Dr. Arnold Höppchen (ÖGWMPh), und den Vizepräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie (DGWMP) Generalarzt a. D. Prof. Dr. Horst Peter Becker begrüßen. Als politische Gastgeberin richtete Frau Gisela Widmer-Reichlin, Präsidentin des Kantonsrates des Kantons Luzern, eine Grußbotschaft an die Internationale Tagung der SGOS.
Kriegs- und Katastrophenchirurgie
Die Vormittagssitzung begann mit einer Reihe von Fachvorträgen. Stabsadjutant Manuel Müntener berichtete über die seit wenigen Jahren laufende Einführung und Etablierung von Tactical Combat Casualty Care (TCCC) und Patient- and Family-Centered Care (PFCC) bei der Truppe innerhalb der Schweizer Armee. Im Anschluss wurden Fachvorträge zu Wirbelsäulentrauma sowie zu Amputationen und schweren Extremitätentraumen gehalten. Oberstarzt Professor Dr. Erwin Kollig, Direktor der Unfallchirurgie/Orthopädie am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, konzentrierte seinen Vortrag auf den Nachwuchs und die angehenden Militärärzte. Eindrücklich berichtete er über die korrekte Triage und das primäre Management von schwer verletzten Patientinnen und Patienten, insbesondere in komplexen Behandlungssituationen (Abbildung 2). Oberstarzt Prof. Dr. Arnold Höppchen richtete bei seinem Referat den Fokus des Auditoriums auf Schussverletzungen.
Abb. 2: Oberstleutnant Bundi und Oberstarzt Prof. Dr. Kollig bei der Vortragsdiskussion
Der Nachmittag der Internationalen Tagung 2025 stand ganz im Zeichen einer interaktiven Fallpräsentation im Sinne einer Podiumsdiskussion. Aus ihrem reichen Fundus an chirurgisch versorgten (Kriegs-)verletzten präsentierten die Professoren Höppchen und Kollig interessante, komplexe Fälle. Zusammen mit dem Oberfeldarzt der Schweizer Armee wurden die Fälle diskutiert sowie Fragen aus dem interessierten und gebannten Auditorium beantwortet. Die präsentierten Fälle zeigten sehr eindrücklich auf, dass zur adäquaten Versorgung von Mehrfachverletzungen unglaublich viele Ressourcen, Zeit, Spezialistenwissen und Erfahrung sowie Geduld erforderlich sind. Noch schwieriger und anspruchsvoller wird die Versorgung dieser Patienten im Falle einer Mangellage in Krisen- und Kriegszuständen.
Oberstleutnant Marcel Bundi
Präsident der Schweizerischen Gesellschaft
der Offiziere der Sanitätstruppen
E-Mail: Marcel.Bundi@bluewin.ch
Die möglichen Bedrohungen der Zukunft im Blick
Bericht zur 5. Notfallkonferenz der Sektion Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie der DGU
Axel Frankea, Philipp Hubea, Gerhard Achatza
a Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Rekonstruktive und Septische Chirurgie, Sporttraumatologie
Am 18. September 2025 fand in Magdeburg die 5. Notfallkonferenz der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) statt.
Unter der wissenschaftlichen Leitung der Sektion Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie mit dem Leiter Oberstarzt Prof. Dr. Franke, seinem Stellvertreter Oberstarzt Prof. Dr. Achatz sowie dem lokalen Gastgeber Prof. Dr. Felix Walcher, Direktor des Klinischen Instituts für Public Health in der Akutmedizin der Universitätsmedizin Magdeburg, befasste sich die Konferenz mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Traumaversorgung in Krisen-, Kriegs- und Katastrophensituationen.
Etwa 180 Fachkräfte aus den Bereichen Medizin, Politik, Bundeswehr, Katastrophenschutz und Hilfsorganisationen kamen zusammen, um in praxisorientierten Diskussionen Impulse und Erfahrungsberichte auszutauschen.
Zum Auftakt betonten Prof. Dr. Dr. Hans-Jochen Heinze, Ärztlicher Direktor der Universitätsmedizin Magdeburg, Dr. Ute Teichert, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Gesundheit, sowie Prof. Dr. Ulrich Stöckle, Präsident der DGU, in ihren Impulsvorträgen die Bedeutung einer engeren Vernetzung von Fachgesellschaften, Politik und Bundeswehr um die bevorstehenden Herausforderungen gemeinsam meistern zu können. Es wurde ein gemeinsamer Aufbruch signalisiert, der die Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen Vorbereitung auf Krisen-, Kriegs- und Katastrophenszenarien unterstreicht.
Das Programm bestand aus drei thematischen Sitzungen. In der ersten Sitzung präsentierte Prof. Dr. Franke die Rolle und Kapazitäten der TraumaNetzwerke bei der effizienten Verteilung und Behandlung von Verletzten in Ausnahmesituationen. OTA Dr. Kai Schmidt, vom Kommando Gesundheitsversorgung, Koblenz, skizzierte den künftigen Bedarf der Streitkräfte. Eine Podiumsdiskussion widmete sich der Frage, wie die bestehende Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Zustand überwunden werden kann. Besonders hervorgehoben wurden die bereits bestehende Zusammenarbeit von BG-Kliniken und der Bundeswehr sowie die laufenden Gespräche mit Vertretern der Universitätskliniken. Festgehalten wurde, dass für die Bewältigung des Verletztenaufkommens bei Katastrophe, Krise, Krieg eine intelligente, fachlich begleitete Verteilung und Beteiligung aller zertifizierten Traumazentren zielführend erscheint, um die Belastungen vor Ort in der Krisenversorgung möglichst gering zu halten.
Die zweite Sitzung widmete sich logistischen Herausforderungen und der Ressourcensteuerung. Beiträge behandelten unter anderem Patiententransporte im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung, die strategische Patientenverlegung in Deutschland, sowie Lehren aus dem Betrieb des DIVI-Registers und dem Einsatz von IVENA-MANV nach dem Anschlag in München. Hier wurde deutlich, dass digitale Systeme und interdisziplinäre Kooperationen und Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften entscheidende Bausteine für eine funktionierende Notfallversorgung darstellen. Hier ist ein kontinuierliches Lagebild die Grundlage aller Verteilungsmechanismen. Gleichzeitig wurde deutlich, dass das für die Coronapandemie etablierte Kleeblattsystem Stärken und Schwächen aufweist, die es bei der Verletztenversorgung im Kriegsfall zu berücksichtigen gilt. Hier können die TraumaNetzwerke wertvoll auf der Verteilungsebene im empfangenden Kleeblatt/Bundesland federführend unterstützen.
Leitung und Vorsitzende der 5. Notfallkonferenz, von links nach rechts: unten Oberstarzt Dr. Schmidt, Frau Dr. Teichert, Prof. Stöckle, Prof. Walcher; oben: Oberstarzt Priv.-Doz. Dr. Bieler, Prof. Lohmann, Oberstarzt Prof. Achatz, Prof. Pohlemann, Oberstarzt Prof. Franke, Prof. Kobbe, Prof. Hildebrand, Prof. Schmitz-Rixen
Im dritten Block standen die Kooperationen der Sektion EKTC der DGU mit weiteren Fachgesellschaften im Mittelpunkt. Prof. Dr. Achatz gab in seiner einleitenden Übersicht einen Überblick über die in den letzten Jahren von der Sektion EKTC erarbeiteten Inhalte. Darüber hinaus wurden notwendige chirurgische Kompetenzen und deren Ausbildung thematisiert. Besonders eindrücklich waren die Beiträge zur Resuscitation und Primary Care bei Höhlentraumata sowie die sekundäre Rekonstruktion von ausgeprägten Extremitätentraumata schwerverletzter Patienten. Prof. Dr. Walcher betonte die Notwendigkeit interdisziplinärer Kooperation zur Stärkung der Resilienz des Gesundheitssystems und die Notwendigkeit, auf die politischen Entscheidungen proaktiv einzuwirken.
Als zentrale Botschaften für die Teilnehmer wurden Krankenhausalarm- und Einsatzpläne hervorgehoben, die eine tragende Rolle bei der Vorbereitung der Kliniken spielen. Ebenso wurde auf die Doppelverpflichtungen von Angestellten in Krankenhäusern und Hilfsorganisationen hingewiesen, die es zu berücksichtigen gilt. Weiterhin wurden die Bedeutung redundanter Strukturen, robuster Ausfallprozesse und die konsequente Weiterentwicklung der Trauma-Netzwerke sowie der Krankenhausalarm- und Einsatzpläne betont.
Zum Abschluss richteten die Leiter der EKTC einen klaren Appell an die Teilnehmer: sich aktiv einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.
Die 5. Notfallkonferenz in Magdeburg zeigte eindrücklich, dass die ergebnisorientierte enge Verzahnung von Wissenschaft, Praxis, Politik, Fachgesellschaften und Bundeswehr sowie vieler anderer Organisationen und engagierter Kolleginnen und Kollegen die wesentliche Grundlage für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen darstellt.
Für die Verfasser
Oberstarzt Prof. Dr. Axel Franke
Bundeswehrkrankenhaus Ulm
E-Mail: axelfranke@bundeswehr.org