Fünf leitende Mitarbeiter am Bundeswehrkrankenhaus Ulm zu außerplanmäßigen Professoren ernannt
Am Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Ulm wurden in den letzten Monaten fünf leitende Mitarbeiter von der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm zu außerplanmäßigen Professoren ernannt. Diese besondere Auszeichnung nimmt die Wehrmedizinische Monatsschrift zum Anlass einer besonderen Laudatio für alle fünf Herren.
Oberstarzt Prof. Dr. Björn Hossfeld im Fach Anästhesiologie
Abb. 1: Oberstarzt Prof. Dr. Björn Hossfeld
Oberstarzt Prof. Dr. Björn Hossfeld, Geburtsjahrgang 1969, arbeitet seit 2005 als Facharzt für Anästhesiologie im BwKrhs Ulm. Schon während seines Medizinstudiums in Würzburg arbeitete er ehrenamtlich im Rettungsdienst. In seiner Dissertation zum Dr. med. untersuchte er Narkosen am Rettungshubschrauber Christoph 18 und entwickelte dabei das Ziel einer Führungsposition in der Luftrettung.
Diesem Ziel kam er sowohl während seiner klinischen Ersteinweisung (1997–2000 Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, des BwKrhs Ulm (Direktor: Oberstarzt Prof. Dr. L. Lampl)) als auch während seiner Truppenarzttätigkeit im Lufttransportgeschwader 61 in Penzing näher. Hier prägte und entwickelte er die seinerzeit noch neue StratAirMedEvac-Organisation maßgeblich.
In den Folgejahren absolvierte Prof. Dr. Hossfeld am BwKrhs Ulm umfassende Weiterbildungen in Notfall- und Intensivmedizin. Er betreute 15 Doktorandinnen und Doktoranden, verfasste 17 wissenschaftliche Originalarbeiten als Hauptautor, war an 23 weiteren als Coautor beteiligt und publizierte über 140 weitere Beiträge. Zudem ist er Leitlinien-Mitautor für prähospitales Atemwegsmanagement, Schwerverletztenversorgung und Notfallnarkose. Nach seiner Habilitation an der Universität Ulm zur „Problematik des Atemwegsmanagements in der prähospitalen Notfallmedizin“ im Jahr 2019 übernahm er die ärztliche Leitung des RTH Christoph 22.
Oberstarzt Prof. Dr. Hossfeld ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft in Bayern tätiger Notärzte und Notärztinnen (AGBN) e. V. und Sprecher der AG „Taktische Medizin“ des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Notfallmedizin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI). Über zwei Jahrzehnte entwickelte er so seinen wissenschaftlichen Schwerpunkt zur prähospitalen Versorgung vor allem im Bereich Atemwegsmanagement und Notfallnarkose.
Seine umfangreichen Aktivitäten im Bereich des regionalen und überregionalen Rettungsdienstes in Ulm, dem Alb-Donaukreis sowie Baden-Württemberg und Bayern qualifizierten ihn als stellvertretenden Direktor des Departments für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin am BwKhrs in Ulm. Die mehrfache Teilnahme an Auslandseinsätzen der Bundeswehr in Afghanistan, Kosovo, Kongo, Gabun, Niger, Mali und im Libanon versteht Oberstarzt Prof. Dr. Hossfeld als wesentlichen Teil seines Dienstes als Sanitätsoffizier.
Die Universität Ulm würdigte seine Leistungen am 13. November 2024 mit der formalen Ernennung zum „außerplanmäßigen Professor“ durch den Präsidenten Prof. Dr. Michael Weber. Ein Jahr später zeichnete ihn die Fachschaft der medizinischen Fakultät mit dem Lehrpreis für hervorragende studentische Lehre aus.
Oberstarzt Prof. Dr. Christian Ruf im Fach Urologie
Abb. 2: Oberstarzt Prof. Dr. Christian Ruf
Oberstarzt Prof. Dr. Christian Ruf war nach seinem Studium als Sanitätsoffizieranwärter der Bundeswehr zunächst in der Klinik für Urologie am BwKrhs Hamburg tätig. Seine zivile Weiterbildung erfolgte an der Klinik für Urologie der Universitätsklinik sowie an der Martiniklinik in Hamburg, einem weltweiten Exzellenzzentrum in der Diagnostik und Behandlung des Prostatakarzinoms. Im Jahr 2014 wechselte er an das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, bevor er 2018 als Ärztlicher Direktor die Klinik für Urologie in Ulm übernahm.
Seine wissenschaftliche Karriere stand stets in enger Verbindung mit dem Institut für Radiobiologie der Bundeswehr (InstRadBioBw) in München.
Während seines Humanmedizinstudiums an der Technischen Universität München begann er seine Promotionsarbeit bei seinem Doktorvater, Oberstarzt Prof. Dr. Michael Abend, und seinem Betreuer, Oberstarzt Prof. Dr. Matthias Port. Hier wurde die Grundlage für seine weitere wissenschaftliche Arbeit zur molekularbiologischen Diagnostik bei Hodentumoren gelegt. Gefesselt von der Thematik bekam Prof. Ruf die Möglichkeit, im Rahmen einer Verwendung am InstRadBioBw zahlreiche hochkarätige Arbeiten zu erstellen. Neben der radiobiologischen Forschung lag sein urologischer Fokus auf der Erforschung von mRNA- und microRNA-basierten diagnostischen Mustern bei Hodentumoren, was über Sonderforschungsprojekte des Sanitätsdienstes ermöglicht wurde.
Nach seiner Rückkehr an das BwKrhs Hamburg konnte er durch zahlreiche klinische Arbeiten sowie den Aufbau einer Datenbank hier einen weiteren Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit setzen. Diese Forschungserfolge mündeten in seine Habilitation an der Fakultät für Medizin der Universität Hamburg im Jahr 2016. Die Habilitation wurde nun gekrönt von der Verleihung der außerplanmäßigen Professur der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm in diesem Jahr 2025.
Zu den wissenschaftlichen Auszeichnungen von Prof. Ruf zählen u. a. die Verleihung des Heinz-Gerngroß-Preises 2006 sowie des Paul-Schürmann-Preises der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. sowie des renommierte C.E. Alken-Preises, beide im Jahr 2014. Bis heute ist er Autor bzw. Mitautor von 58 Publikationen und Mitverfasser sowie Kapitelverantwortlicher der S3-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie des Hodentumors sowie der Polytrauma- und Schwerverletzten-Behandlung. Er war Präsident der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie sowie Präsident mehrerer Fachkongresse.
Dank seiner exzellenten Vernetzung in der urologischen Fachwelt sowie seiner kontinuierlichen klinischen und wissenschaftlichen Arbeit zählt Oberstarzt Prof. Dr. Ruf heute zu den führenden Experten für Hodentumoren im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus verkörpert er beispielhaft, dass die Bundeswehr ein bedeutender Nährboden für Forschung auf höchstem Niveau sein kann.
Oberfeldarzt Prof. Dr. Christian Beltzer im Fach Chirurgie
Abb. 3: Oberfeldarzt Prof. Dr. Christian Beltzer
Oberfeldarzt Prof. Dr. Christian Beltzer begann 2001 als Wehrpflichtiger seinen Dienst in der Bundeswehr und wurde 2002 Sanitätsoffizieranwärter. Nach seinem Medizinstudium an der Philipps-Universität Marburg (2002–2008) startete er 2009 seine chirurgische Laufbahn am Bundeswehrkrankenhaus Berlin und setzte diese ab 2013 am Bundeswehrkrankenhaus Ulm fort. Prägend für seine weitere Entwicklung, sowohl chirurgisch als auch wissenschaftlich, war sein Fellowship in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Tübingen (2018–2020) unter Univ.-Prof. Dr. Königsrainer. Nach seiner Rückkehr nach Ulm etablierte und erweiterte er erfolgreich den Bereich Leberchirurgie.
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Notfall-/Traumachirurgie sowie der minimal-invasiven und roboterassistierten Chirurgie. Als engagierter Mentor betreute er zahlreiche Nachwuchswissenschaftler und führte mehrere Doktorarbeiten zum Abschluss.
2022 erfolgte seine Habilitation an der Universität Ulm mit der Arbeit „Evaluation der roboter-assistierten Chirurgie und des perioperativen Managements bei Cholezystektomien und Sigmaresektion“ sowie dem Vortrag „Damage Control Surgery – (wann) ist weniger mehr?“. 2025 wurde ihm nach weiterer wissenschaftlicher Aktivität die Bezeichnung „außerplanmäßiger Professor“ verliehen.
Die Vermittlung von Begeisterung für das Fach Chirurgie ist ihm ein besonderes Anliegen. So wurde durch ihn im Jahr 2020 das studentische Wahlfach „Hands-On-Training Viszeralchirurgie“ ins Leben gerufen. Als Reviewer für internationale chirurgische Fachzeitschriften und Autor von Buchkapiteln sowie Leitlinien zur Notfallchirurgie trägt er zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung seines Fachgebiets bei. Er engagiert sich als Vorstandsmitglied der CAMIN (Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Militär- und Notfallchirurgie) berufspolitisch für Themen der abdominalen Notfallchirurgie. Als BAT-Arzt und Chirurg nahm er an mehreren Auslandseinsätzen in Afghanistan und im Irak teil.
Prof. Dr. Beltzer ist ein moderner Chirurg, Sanitätsoffizier, Wissenschaftler und akademischer Lehrer. Seit 2024 als leitender Oberarzt tätig, wird er ab dem 1. Oktober 2025 die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm leiten.
Oberstarzt Prof. Dr. Gerhard Achatz für das Fach Unfallchirurgie
Abb. 4: Oberstarzt Prof. Dr. Gerhard Achatz
Am 25. Juni 2025 hat die Universität Ulm Oberstarzt Prof. Dr. Gerhard Achatz die außerplanmäßige Professur für das Gebiet Chirurgie/Unfallchirurgie verliehen.
Oberstarzt Prof. Dr. Achatz, der seit 2023 als Direktor die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und plastisch-rekonstruktive Chirurgie am BwKrhs Ulm leitet, bringt eine wertvolle Kombination aus medizinischer Expertise und militärischer Erfahrung mit. Mit seiner Arbeit gewährleistet er dort eine hochqualifizierte medizinische Versorgung für Soldaten und Zivilpersonen in seinem Fachgebiet. Zudem legt er großen Wert auf Lehre und Forschung, was zeigt, dass ihm die Weiterentwicklung der medizinischen Wissenschaft und vor allem die Ausbildung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte sehr am Herzen liegen. Die akademische Lehre ist dabei für ihn eine Herzensangelegenheit.
Seine Forschung hat in seinem Fachgebiet bedeutende Akzente gesetzt. Besonders hervorgehoben seien seine Arbeiten im Bereich Terror-Preparedness zur Vorbereitung von Kliniken bei Terrorattentaten, die durch ihre Innovation und Praxisnähe geprägt sind. Diese Beiträge, die in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aus dem
BwKrhs Ulm und Koblenz erstellt wurden, haben nicht nur wissenschaftlich neue Wege eröffnet, sondern auch praktische Anwendungen ermöglicht, die das Überleben vieler Menschen in Frieden, Krise und Krieg verbessern können. Dabei zeigt er stets eine große Leidenschaft für seine Arbeit und eine ausgeprägte Neugier, die ihn antreibt, immer wieder neue Lösungen zu finden.
Neben seiner exzellenten Forschung ist Prof. Dr. Achatz auch ein inspirierender Lehrer und Mentor. Er schafft es, Studierende für sein Fach zu begeistern und ihnen wertvolle Impulse für ihre eigene wissenschaftliche und klinische Laufbahn zu geben. Seine überzeugende Art und sein Engagement machen ihn zu einem geschätzten Kollegen der Universität und des Universitätsklinikums Ulm.
Mit der Verleihung dieser außerplanmäßigen Professur würdigt die Universität Ulm nicht nur seine bisherigen wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch sein Engagement, auch weiterhin Impulse für die Forschung und Lehre an der Universität Ulm zu setzen. Dabei ist zu erwarten, dass er auch in Zukunft mit seinen innovativen Ansätzen und seinem Engagement die Zusammenarbeit zwischen Universität Ulm, Universitätsklinik Ulm und dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm weiter mitgestalten wird.
Flottillenarzt Prof. Dr. Carsten Hackenbroch für das Fach Radiologie
Abb. 5: Flottillenarzt Prof. Dr. Carsten Hackenbroch
Flottillenarzt Prof. Dr. Carsten Hackenbroch trat 1996 in die Bundeswehr ein, absolvierte seine militärische Ausbildung auf der „Gorch Fock“ und an der Marineschule Mürwik und studierte danach Medizin in Mainz. 2003 begann er seine klinische Weiterbildung in Radiologie und Neuroradiologie am BwKrhs Ulm.
Seine truppenärztliche Tätigkeit führte ihn anschließend als Geschwaderarzt zur Schnellbootflottille und zum 1. Korvettengeschwader in Rostock. Für den zweiten Weiterbildungsabschnitt im Fachgebiet Radiologie kehrte er 2007 an das BwKrhs Ulm zurück. 2009 promovierte er mit einer experimentellen Arbeit im Bereich der Zellphysiologie.
Im Jahr 2010 erhielt er die Anerkennung als Facharzt für Radiologie. Wissenschaftlich widmete sich Flottillenarzt Prof. Dr. Hackenbroch in der Folgezeit insbesondere den Themen der Low-Dose-Computertomographie sowie der muskuloskelettalen Bildgebung mittels Dual-Energy-CT und MRT – Forschungsfelder, zu denen er zahlreiche wissenschaftliche Publikationen veröffentlichte.
2022 habilitierte er bei Prof. Dr. Meinrad Beer an der Universität Ulm zum Thema „Etablierung und Evaluierung innovativer CT-Techniken in der Trauma- und Altersmedizin“ und wurde in der Folge zum Privatdozenten ernannt.
Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit baute Flottillenarzt Prof. Dr. Hackenbroch über die Jahre hinweg konsequent seine klinische Expertise aus. Er erwarb zahlreiche Zusatzqualifikationen und Zertifizierungen, unter anderem in der Lungenkrebsfrüherkennung sowie in der Herz-, Prostata- und muskuloskelettalen Bildgebung.
Ein besonderes Anliegen war und ist ihm die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. So betreute er im Laufe seiner Laufbahn eine Vielzahl an Doktorandinnen und Doktoranden und begleitete sie erfolgreich bei ihren Promotionsprojekten. Darüber hinaus baute er ein weitreichendes interdisziplinäres Forschungsnetzwerk auf.
Insgesamt neun Auslandseinsätze im Kosovo und in Afghanistan unterstreichen seinen besonderen Einsatz und sein gelebtes soldatisches Selbstverständnis.
Im Juli 2024 übernahm Flottillenarzt Prof. Dr. Hackenbroch die Funktion des leitenden Oberarztes und stellvertretenden ärztlichen Direktors der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie am BwKrhs Ulm.
In diesem Jahr erfolgte aufgrund seines unermüdlichen wissenschaftlichen Wirkens die Verleihung der Bezeichnung des „außerplanmäßigen Professors“.
Ich gratuliere allen Kandidaten sehr herzlich zu ihrer Ernennung zum außerplanmäßigen Professor durch die Universität Ulm. Es zeigt sich in der langen Tradition des BwKrhs Ulm, dass Forschung und Lehre in unserem Haus eine große Rolle spielen und von unserem Partner auf dem Eselsberg entsprechend gewürdigt werden.
Generalarzt Prof. Dr. Benedikt Friemert
Kommandeur und Leitender Ärztlicher Direktor am Bundeswehrkrankenhaus Ulm
unter Mitarbeit von Oberstarzt Prof. Dr. Martin Kulla, Oberfeldarzt Dr. Matthäus Majewski und Oberstabsarzt David Barthold